DAS JOHANNESGEBET

Am Johannestag (24. Juni) ging einst ein armes Schöffweib hinauf gegen Maria Bühel, einem ringsum bekannten Wallfahrtsort, der weit übers Land hinschaut. Beim sogenannten Kajetaneraltar sprach sie das uralte Johannesgebet "Um Rettung aus Geldnöten":

Heiliger Johannes!
Mich erhör und gib mir Segn,
Laß dö Opferbitt dir gfalln,
Bring uns a, Geld, du kannst verschaffe,
Du stehst beim Herrn in a großen Gunst,
Jobannes steh uns bei und hilf,
Bring Glück und Segn auf Wasser und auf Schiff
Und in jeder Not,
Bis zum Tod!
Dein heiligs Wunderkraut,
Beschütz und schirm des Schöffmanns Haus!

Vorne am Altar erblickte das Weib plötzlich ein kleines, rotes Männchen, welches eifrig Geld zählte. Die Schiffersfrau wagte sich jedoch nicht hinzu, weil auch eine reiche Bürgersfrau aus Laufen in der Kirche anwesend war. Endlich verließ diese die Kirche, aber leider war auch das rote Männlein spurlos verschwunden.

Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 77