Die Trud muß drücken
In Ostermiething (im Salzburgischen) glaubt man, daß alle Weiber, welche Plattfüße haben, Truden seien, oder, wenn sie älter sind, Truden werden. Findet die Trud keinen Menschen, den sie drücken kann, so muß sie Tiere oder einen Baum drücken, aber dann geschieht es oft, daß sie sich selbst am Baum erdrückt. Auch hier ist der Glaube, daß die Trud, wenn sie einen drückt, ihren Körper vor dem Hause stehen läßt; wenn man dann einen solchen Körper anrührt oder anspricht, so fällt er zusammen, und die Trud, welche im Hause ist, stößt einen fürchterlichen Schrei aus.
Einen Bauern in Gilgenberg (einer Pfarre zwischen Ostermiething und Braunau) drückte alle Tage die Trud. Kaum lag er im Bette, so kroch eine Katze über den Bettfuß hinauf und verhielt ihm den Atem; er konnte dann weder sich rühren noch rufen. Sein Verdacht fiel auf die "Dirne" (Magd), und er wurde darin noch mehr bestärkt, als bei der Nacht ein frischer Schnee fiel ("einen frischen Schnee machte"). Man sah darin deutlich die Spuren einer Katze, vom Fenster weg, wo die Dirne schlief, bis zum Hause hin und wieder zurück. Er wollte die Katze einst fangen, wie sie über das Bett hinaufkroch, doch es war vergebens, er griff in die Luft. Als er aber einst im Beisein der Magd über die Truden schimpfte, und sagte, er wolle sich rächen, hatte er einige Zeit Ruhe, dafür aber kam sie über die Pferde, die sich losrissen und ganz wütend wurden.
Quelle: Theodor, Vernaleken, Mythen und Bräuche
des Volkes in Österreich. Ein Beitrag zur deutschen Mythologie, Volksdichtung
und Sittenkunde, Wien 1859, Nr. 67, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus
Salzburg, München 1993, S. 180.