Die Tratthäuslhexe

Früher stand im Tratthäuslfeld, das dem Bräuerbauern gehörte, eine baufällige Hütte, in der eine alte Frau mit  Sohn und Tochter hauste. Die Leute munkelten, dass die Frauen Hexen seien, denn es passierten immer wieder eigenartige Dinge im und rund ums Tratthäusl.

Einmal gingen um Mitternacht zwei Knechte des Bräuerbauern an dieser alten Holzhütte vorbei und sahen noch Licht in der Stube. Neugierig wie sie waren,  schlichen sie ans Fenster und spähten hinein.

Was sie da zu sehen bekamen, war sehr eigenartig: Mutter und Tochter saßen auf  Holzbänken gegenüber am Tisch. Vor jeder stand eine Holzschüssel. Auf dem Tisch spazierte eine Henne hin und her. Wenn das Huhn bei der alten Hexe ankam, drehte es sich um und legte ein Ei in die Schüssel. Dann stolzierte es  über den Tisch zur Tochter, wandte sich abermals um und legte noch einmal gackernd ein Ei.  Als beide hölzernen Schüsseln mit Eiern voll waren, deckten die beiden Hexen ein schwarzes Tuch über die Henne und trugen sie aus der Stube vor die Hütte.

Die Leute behaupteten, dass die Hexen die Eier aus den Nachbarhennen in ihre Henne hineingezaubert hätten, weil damals die  Hühner von Ober- und Unterbräuern nur ganz selten ein Ei legten.


Quelle: Emailzusendung von Leni Wallner am 19. Februar 2007.