Wie der "Hütteltaler" zu seinem Namen kam
Auf der Westseite des Obersulzbachtales liegt hoch oben der Seebachsee,
ein beliebtes Wanderziel für Einheimische und Gäste. Diese Gegend
ist sei jeher eine gute Schafalm. Und jedes Jahr weiden auch Rinder auf
dieser Alm.
Vor langer, langer Zeit lebte auf der Seebachalm ein Schafhirte, ein treuer und besonders kluger Hund war sein Helfer. Wenn der Hirte einen Stein auf den Boden warf, legte sich der Hund gehorsam daneben. Erst wenn sein Herr pfiff, stand der Hund wieder auf und kam zum ihm.
Als im Herbst die Schafherde zu Tal getrieben wurde, lief der Hund laut
bellend zwischen die Tiere, sodass sie erschreckt auseinander stoben.
Die Almleute mussten die Schafe immer wieder zusammentreiben und der Almabtrieb
verzögerte sich. Um nun endlich vorwärts zu kommen, warf der
Hirte einen Stein auf den Boden. Folgsam legte sich der Hund daneben.
Erst als die Almleute mit der Herde im Tal angekommen waren, bemerkte
der Mann, dass sein Hund fehlte. "Jetzt hab ich glatt nicht mehr
daran gedacht, ihm zu pfeifen", sagte er. "Ach was! Der wird
schon wieder heim finden." Er kümmerte sich weiter nicht mehr
um seinen treuen Vierbeiner und bald hatte er ihn ganz vergessen.
Im nächsten Frühjahr zog der Hirte mit seinen Schafen wieder
zum Seebachsee hinauf. Er traute seinen Augen nicht: Da lag doch sein
Hund auf der gleichen Stelle, an der er ihn im Herbst verlassen hatte!
Er pfiff, der Hund sprang auf und rannte knurrend auf seinen Herrn zu.
Ehe sich's der Mann versah, hatte ihn der Hund ins Bein gebissen. Dann
verschwand das unheimliche Tier laut bellend hinter dem Seebachsee.
Der Biss ging tief hinein, das Bein des Hirten wurde ganz dick und blau.
Nach ein paar Tagen mussten ihn die anderen Senner ins Tal tragen. Doch
jede Hilfe kam zu spät. Der Schafhirte starb.
Blick in das Hündeltal mit dem nebelverhangenden Hütteltaler, Pinzgau
© Flori Radlherr
Seit dieser Begebenheit bekam das kleine Seitental nördlich des Seebachsees
den Namen "Hintltål" (Hündeltal), der hohe Berg daneben
wurde "Hinteltåler" genannt. Und als die Gipfelnamen auch
in die Landkarten kamen, wurde daraus der Hütteltaler.
Quelle: Helene Wallner, Sagensammlerin und -führerin, Emailzusendung vom 3. Mai 2005