Die Kampriesengeister im Obersulzbachtal
Vor vielen Jahren gehörte die Kampriesenalm dem Bräuerbauern
in Wald. Der hielt nicht viel von religiösen Dingen. Deshalb ging
er zu Weihnachten auch nicht in die Christmette, sondern stapfte am Heiligen
Abend auf seine Alm im "Oberbach".
Es lag viel Schnee und so kam er nur langsam voran. Es war schon beinahe
Mitternacht, als er die Almhütte sah. Von weitem bemerkte er einen
eigenartigen Lichtschein durch die offene Tür schimmern und ein beißender
Geruch stieg ihm in die Nase. " Da wird doch nicht ein Wilderer in
meiner Hütte hausen?", dachte er und schlich näher. Vorsichtig
spähte er hinein.
Und was sah er? Drei elendslange Männer mit struppigen Bärten
und zerzausten Haaren! Einer stand am Kaskessel, der zweite rührte
den Butterkübel, der dritte stand an der Esse und kochte in einer
Eisenpfanne ein "Muas".
Der Bauer wollte gerade hineingehen und sie fragen, was sie hier eigentlich
zu suchen hätten, da bemerkte er, dass sie statt der Füße
Geißbockklauen hatten!
Von namenlosem Grauen gepackt, entsetzliche Angst im Nacken, rannte er
den Weg, den er gekommen war, zurück.
Als er schweißgebadet am Walder Friedhof vorbeiwankte, warf jemand
unter höhnischem Gelächter ein Totengerippe vor seine Füße.
Endlich kam der Bauer todmüde und erschöpft daheim an. Schwerkrank
legte er sich ins Bett.
Immer sah er diese schrecklichen Gestalten vor seinen Augen. Oft dachte
er: "Wäre ich doch besser in die Mette gegangen!"
Bald darauf starb er.
Quelle: Helene Wallner, Sagensammlerin und -führerin, Emailzusendung vom 3. Mai 2005