Der umgehende Zockelmacher

Barbara Kendler, Kellnerin zu Rauris, erzählte:

Mein Ahnl war ein Karner, er hat Zockeln (Holzpantoffeln) g'macht auch am Vormittag von Georgi, einem Feiertag. Meines Vaters Schwester sagt: "Unter (während) der Kirchzeit darf man das nicht tun." Er aber antwortete: "Ich möcht drei Jahr vor und drei Jahr nach dem Sterben nur Zockeln machen." Richtig hat man ihn nach seinem Tode immer arbeiten gehört, im Winter sogar mit dem Bockschlittl bei der Hintertür "einareiten" (hereinfahren), und wenn zur Wandlung geläutet wurde, hörte man stets etwas fallen, als wenn es der Hammer oder der Zockelleist gewesen wäre. Als drei Jahre nach seinem Tode vergangen waren, ist er zu meiner Ahnl Bett gekommen und verlangte, sie solle ihm drei Messen lesen lassen und für ihn beten, dann wäre er erlöst. Sie tat dies auch, und von da an hat man ihn nicht wieder gehört.

Quelle: Marie Andree-Eysn, Volkskundliches. Aus dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet, Braunschweig 1910, Nr. 335, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 129.