Die Begegnung mit den Holzmandln
Zwei Jäger gingen einst zur Hahnpfalz [Balz] auf den Untersberg. Sie übernachteten am Steingraben in der Holzknechthütte, die mit trockenem Moos und dürrem Buchenlaub angefüllt war.
Holzknechthütte aus dem Salzburger
Pongau im Salzburger Freilichtmuseum in Grossgmain bei Salzburg
© Wolfgang
Morscher, 29. Juni 2001
Der Berufsstand der Holzknechte und Waldarbeiter läßt sich
in der Geschichte Salzburgs weit zurückverfolgen. Die Holzknechte
führten ein eigenes Leben mit eigenen Sitten und Bräuchen, hatten
ihre besondere Kost, ihre eigene zweckmässige Kleidung und ihre eigenen
Unterkünfte. Der Bau von einfachen Unterkünften für die
Nacht, bei Arbeiten an entfernten und abgelegenen Orten ermöglichte
die Arbeitszeit besser auszunützen. Derartig einfache Holzknechtunterkünfte
waren noch bis 1950 und später in Verwendung. Ein einfaches, in den
Boden gerammtes Gerüst in Zeltform aus Lärchenstanden wurde
ein- bis dreifach mit Rindenbahnen eingedeckt. In der Mitte des vorderen
Hüttenbereichs liegt die Feuerstelle, ein mit Steinplatten ausgelegter
Holzkobel. Einfache Bänke aus Stangen umgeben den Herd, darüber
befinden sich Trockengerüste für nasse Kleidung. Durch Öffnungen
an der Vorder- und Rückseite der Hütte konnte der Rauch entweichen.
Vgl.: Kurt Conrad, Führer durch das Salzburger Freilichtmuseum, Salzburg
1994, S. 163 f.
Vor dem Einschlafen bemerkten sie auf einmal ein grüngekleidetes Männchen mit roten Aufschlägen vor der Hütte, welches einen sogenannten Nebelstecher (Kegelhut) auf dem Kopfe hatte. Es nickte mit demselben und sie hörten es deutlich folgende Worte singen:
"Kann sein, ös schießt's an Hahn;
Kann sein, nöt a!
Kann sein, ös kemmt's no hoam;
Kann sein, nöt a!"
Damit war das Holzmandl, denn ein solches war's, verschwunden. Die beiden Jäger hatten aber keine Ursache, sich über großes Weidmannsglück zu freuen; denn der eine verstieg sich und kam erst zwei Tage später elendig nach Hause, der andere aber verschlief sich.
Quelle: Nikolaus Huber, Sagen vom Untersberg, Salzburg
1909 (sic!), Nr. 40, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München
1993, S. 111.