Das Moosweibchen

Im Jahre 1635 hatte ein Bauer den Tag über am Untersberge Holz gefällt und wollte eben, da sein Tagewerk vollendet und der Abend hereingebrochen war, den Heimweg antreten, als atemlos ein kleines Moosweibchen zu ihm gelaufen kam und ihn dringend bat, er möge doch auf die gefällten Stämme drei Kreuze einhauen, indem sie hinzusetzte: "Es wird gut für Euch und für uns sein. Wir werden vom wilden Jäger des Nachts ohne Unterlaß gejagt und haben auch anders keine Ruhe vor ihm, als wenn wir uns auf behauene Baumstämme setzen können, welche mit drei Kreuzen gezeichnet sind; auf diesen muß er uns in Frieden lassen und kann uns nichts anhaben." Der Bauer dachte, das Kreuz ist immer ein gutes und heilbringendes Zeichen, und willfahrte der Bitte.

Das Moosweibchen aber dankte ihm von ganzem Herzen dafür und versprach dem Bauer alles Glück. Wirklich waltete von diesem Augenblicke an sichtlich des Himmels Segen über ihm und seinem Hause, sein Wohlstand wuchs von Jahr zu Jahr, und seine Kinder gediehen zu braven, gottesfürchtigen Menschen, die ihm sein Alter verschönern halfen.

Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd. 1, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 150 f, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 196.