Das Kuchler Loch
Knapp zwanzig Schritte neben dem Königsbach, am östlichen Ufer des Königssees, sieht man bei minderem Wasserstand an dem jäh aufsteigenden Felsen ein Höhle, die vom Volk des Kuchler oder Gollinger Loch genannt wird. Wirft man in dieses Loch Laubblätter oder Sägespäne hinein, so kommen dies im Schwarzenbach-Wasserfall wieder zum Vorschein, denn der See steht mit diesem Wasserfall durch unterirdische Gänge und Klüfte in Verbindung. In diesen finsteren Öden und Höhlen hat der Wassergeist die Seelen von allen im See Ertrunkenen gefangen und über jede gefangene Seele hat er einen großen tönernen Topf gestülpt. Darum gibt auch der See die Ertrunkenen nicht mehr frei und erst wenn es einem Sterblichen gelingt, die Töpfe in den unterirdischen Löchern umzuwerfen, sind die Seelen der Toten erlöst und gehen zur ewigen Ruhe ein.
Quelle: Karl Adrian, Alte Sagen aus dem Salzburger
Land, Wien, Zell am See, St. Gallen, 1948, S. 129