24. Grenzfrevler.
Die Sage vom Bockloch

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Bei Afling im oberen Kainachtal lebten einst zwei Bauern, deren Felder aneinander grenzten: der Burgstaller in Kohlschwarz und der Grabenholler in Hochtregist. Sie lagen schon Jahr und Tag wegen der Grenzen in heftigem Streit. Jeder behauptete, seine Grundstücke seien früher viel größer gewesen. Es kam sogar so weit, daß sie begannen, die Grenzsteine heimlich zu versetzen. In einer Nacht, als beide Grenzsteine versetzen wollten, trafen sie zufällig zusammen, und sogleich entbrannte der heftigste Streit. In ihrer Wut rissen sie schließlich ihre Gewehre von den Schultern, legten an und schössen einander nieder. Im gleichen Augenblick wurden sie in wilde Ziegenböcke verwandelt, die in einer nahen Höhle verschwanden.

In stürmischen Nächten kann man im „Bockloch" manchmal zwei feuerrote Ziegenböcke heftig miteinander kämpfen sehen. — Auch hat schon mancher, wenn er am Abend durch diesen Graben wanderte, vier glühende Augen in der Höhle wahrgenommen. — Ein Bildstock erinnerte lange Zeit an die zwei streitenden Bauern dargestellt war, wie sie gerade aufeinander schießen.

Quelle: Was die Heimat erzählt, Die Weststeiermark, Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Herausgegeben von Franz Brauner. Steirische Heimathefte. Graz 1953.
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