21. Höhlenforscher an der Arbeit.

In der näheren und weiteren Umgebung von Köflach gibt es mehr als 50 größere und kleinere Höhlen, von denen einige schon vor längerer Zeit besucht und vermessen wurden; die weitere Erschließung wird jetzt eifrigst fortgesetzt. Die Höhlen befinden sich im Bereich des Zigöller-, des Hans- und Franziskanerkogels. Mutige Männer sind schon bis 150 Meter ins Innere der betreffenden Berge vorgedrungen und haben prachtvolle Tropfsteingebilde verschiedenster Formen und Gestalten entdeckt. In manchen Höhlen versperrten größere und kleinere Seen den Forschern das weitere Vordringen; solche Wasserbecken gibt es beispielsweise in der Fleischhackerhöhle, im Heidentempel und auch anderwärts. Grottenolme bis zu einer Länge von 25 Zentimetern leben in diesen Gewässern; weil es in ihrem finsteren Reich nichts zu sehen gibt, sind sie vollständig blind und ihre Haut ist farblos. Die meisten Höhlen haben viele Verzweigungen und stehen auch mit anderen in Verbindung. In der Leitnerhöhle bei Salla entdeckten die Forscher drei Wasserfälle, die von sieben Meter Höhe herabstürzen.

In manchen Höhlen wurden sehr wertvolle Funde geborgen, die größtenteils aus der Eiszeit stammen und 20.000 bis 30.000 Jahre alt sind. So wurden Reste von Tieren gefunden, die in unseren Gegenden längst schon ausgestorben sind. Z. B. Knochen von Renntieren, von Murmeltieren, vom Höhlenbären, Backenzähne vom Mammut und vom Nashorn usw. Teilweise reichen die Funde auf viele Jahrmillionen zurück. Das Alter eines versteinerten Fisches wird auf 50 Millionen Jahre geschätzt; er muß also gelebt haben, als noch große Teile der Steiermark vom Meer bedeckt waren. Auch versteinerte Früchte und Feigenblätter hat man gefunden.

Daß auch der vorgeschichtliche Mensch (Illyrer) in der Gegend lebte, beweisen gefundene Knochenpfeile, Knochennadeln, Tonscherben und andere Dinge. Im Heidentempel fand man — aus einer Felswand herausgemeißelt — zwei Frauenköpfe und einen Männerkopf, wahrscheinlich aus der Römerzeit stammend. Die ganze Wand war vermutlich ehemals mit weiteren Figuren bedeckt, denn die drei Köpfe sind nur Reste eines Gesamtbildes, das vielleicht von den ersten Christen zerstört wurde. Man beachte die Namen „Heidentempel" — „Heidengrotte"! Auch viele Münzen aus Gold, Silber und Bronze wurden zutage gefördert; einige davon zeigen als Prägung die beiden Knaben Romulus und Remus, wie sie gerade von einer Wölfin gesäugt werden. Auch allerlei Fibeln (Gewandnadeln), Topfscherben und Reste von Haustieren hat man ausgegraben, alles Beweise für die uralte Besiedlung.

Die selbstlosen Forscher unter Führung des Kunstmalers Krebernik [1953] hoffen noch auf weitere wertvolle Funde und setzen ihre Tätigkeit mit Unterstützung des Joanneums eifrigst fort; alle Ausgrabungen werden einer genauen wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen.

Quelle: Was die Heimat erzählt, Die Weststeiermark, Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Herausgegeben von Franz Brauner. Steirische Heimathefte. Graz 1953.
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