13. Sagen von der Burg Greißenegg.
Margareta Maultasch belagert Greißenegg.

Margareta Maultasch, die streitsüchtige und kampflustige Gräfin von Tirol, war mit dem Herzog von Österreich schwer verfeindet. Sie zog deshalb, wie die Sage berichtet, auch in die Steiermark und belagerte und zerstörte hier viele Burgen und Städte. Auch die Stadt Voitsberg mit der Burg Obervoitsberg soll sie erobert und zerstört haben. *)

Dann versuchte sie lange vergeblich, auch die „Untere Burg", das Schloß „enhalb der Kaynach“ zu erstürmen. **)

Sie beschloß daher, die Besatzung auszuhungern. Weil die Einschließung nun schon lange dauerte, gingen selbstverständlich die Lebensmittel zu Ende. Nun griffen die Burgleute zu einer List. Die letzte Kuh wurde mit Stockschlägen innerhalb der Ringmauern so lang herumgetrieben, bis sie vor Schmerz und Ermattung immer wieder laut brüllte. Die Gräfin sollte glauben, daß in der Burg noch viel Vieh vorhanden sei. Aber Margareta Maultasch ließ sich nicht täuschen und setzte die Belagerung fort, bis sich die Besatzung — vom Hunger erschöpft — endlich ergeben mußte. Die Burg wurde zerstört. Nach einer anderen Sage haben die Burgbewohner ihre letzten Lebensmittel in einen Sack aus Eselshaut getan und diesen dann über die Ringmauer den Kriegsleuten der Gräfin zugeworfen. Der volle Sack sollte beweisen, daß in der Burg noch reiche Vorräte vorhanden seien. — Auch diese List mißlang, und die Burg wurde zerstört.

*) Margareta Maultasch, Gräfin von Tirol und Herzogin von Kärnten, mußte. 1335 Kärnten an die Habsburger abtreten; sie hat aber nie in der Steiermark Krieg geführt.

**) Der Name „Greißenegg" für die „Untere Burg" von Voitsberg entstand erst nach dem tragischen Tod des Ritters Andreas von Greißenegg, der zusammen mit seinem Schwager Andreas Baumkircher am 23. April 1471 zwischen den beiden Murtoren in Graz enthauptet wurde. Beigesetzt im Kreuzgang des Franziskanerklosters zu Graz.

Quelle: Was die Heimat erzählt, Die Weststeiermark, Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Herausgegeben von Franz Brauner. Steirische Heimathefte. Graz 1953.
© digitale Version: www.SAGEN.at