12.1 Die Ahnfrau von Schloß Grubegg

Vom einstigen Herrschaftssitz des Hinterbergertales, dem Schloss Grubegg, zwischen Bad Mitterndorf und dem Bad Heilbrunn gelegen, erzählt man sich, dass dort eine geisterhafte Frauenerscheinung umherspuken soll. Zur mitternächtlichen Stunde sei früher öfter die „Ahnfrau“ gesehen worden, die in rauschenden Seidengewändern vom „blauen Zimmer“ aus durch alle Räume schwebte. Wehe dem, der sie in schwarzen Kleidern sah, er oder ein anderer Schlossbewohner musste unweigerlich bald darauf sterben. Wenn sie jedoch weiße Gewänder trug, stand eine Hochzeit oder Kindstaufe bevor.

Ein anderes Zimmer war das sogenannte Kapellenzimmer, es diente bis zum Erwerb des Schlosses durch die Saline 1758 als Kapelle. Das Altarbild galt als wundertätig, weshalb früher zum Schloss oft Wallfahrten durchgeführt wurden.

Laut Auskunft von Dieter Frei, 2007, wurde in seiner Jugend bei Renovierungsarbeiten in einem der Zimmer die Wandfarbschicht abgetragen und darunter eine blaue Färbung der der Wände freigelegt, das blaue Zimmer gab es also wirklich.
Historischer Hintergrund: Das Schloss wurde 1591 erbaut, war Sitz der grundherrschaftlichen Verwaltung und wechselte öfter die Besitzer. Die bekannteste Besitzerfamilie waren die Vetscher (auch Fötscher, Besitzer von 1645 - 1720), siehe auch die Sage vom Ritter Fötscher, der durch eine Freveltat einen Fluch auf das Schloss und seine Nachkommenschaft zog. Möglicherweise stand die Sage der „Ahnfrau“ früher im Zusammenhang mit diesem Fluch.

Quelle: Sagenhaftes Hinterbergertal, Sagen und Legenden aus Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz vom Ende der Eiszeit bis zum Eisenbahnbau, Matthias Neitsch. Erarbeitet im Rahmen des Leader+ Projektes „KultiNat“ 2005 – 2007.
© Matthias Neitsch