5.10 Das Goldloch am Grimming

Viele Sagen berichten von den ungeheuren Schätzen im Grimming. Alte Ennstaler pflegten zu sagen: „Wenn die Leut‘ wüßten, was im Grimming für Schätze sind, würde man ihn mit Multern (Backtröglein) abtragen.“

Auf dem Grimming ist ein Goldloch, so eng wie die hölzernen Rauchabzüge der einstigen Rauchstubenhäuser. Kein Mann, sondern nur ein Knabe kann durch die Öffnung schlüpfen. Einmal kamen drei Goldsucher aus Italien hierher. Sie überredeten einen jungen Schafhirten, banden ihn an ein Seil und ließen ihn in das Goldloch hinab. Der Bub mußte edles Gestein in ihre Ranzen füllen, die sie wieder aufzogen. Zu allerletzt aber suchten sie das Weite und ließen ihren Helfer unten zurück, damit er nichts verraten konnte.

Auf einmal stand ein Bergmännlein vor dem Hirten, führte ihn ins Freie und sagte: „Jetzt geh zu dem Wirt in Espang. Dort sitzen die drei Schurken. Tritt auf sie zu und sage nur: ‚So, jetzt bin ich auch da!‘“ Der Hirt tat, wie ihm geheißen, und begab sich auf den Weg zum Wirt in Espang bei St. Martin. Als er die Gaststube betrat, fand er dort tatsächlich die Übeltäter und er sagte: „So, jetzt bin ich auch da!“ Erschrocken sprangen die drei auf und entflohen, ohne ihre Ranzen mitzunehmen. Das zurückgelassene Gold gehörte nun dem Schafhirten, dessen Kleider überdies mit Goldstaub bedeckt waren, so dass er dafür hundert Gulden erhielt.

Quelle: Sagenhaftes Hinterbergertal, Sagen und Legenden aus Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz vom Ende der Eiszeit bis zum Eisenbahnbau, Matthias Neitsch. Erarbeitet im Rahmen des Leader+ Projektes „KultiNat“ 2005 – 2007.
© Matthias Neitsch