6.15 Kartenspielen in der Christnacht

Beim Hiasl-Hansl spielten einmal zwei Brüder in der heiligen Nacht Karten. Sie nahmen ein kleines Kerzenstümpfchen und sagten: „Bis das niedergebrannt ist, spielen wir.“ Und so haben sie gespielt und gespielt, aber die Kerze ist nicht kürzer geworden. Schließlich meinten sie, dass es bald Zeit sein könnte, zur Mette zu gehen. Sie zogen sich an und gingen aus dem Haus. Kaum waren sie vor der Haustür, da begegnete ihnen der Hackenschmied. Den fragten sie, wo er herkomme. „Gerade von der Frühmesse,“ antwortete dieser; und da wussten sie, welchen Streich ihnen der Teufel mit dem Kerzenstümpfchen gespielt hatte. Sie hatten nicht nur die Mette, sondern sogar die Frühmesse versäumt. Und dabei soll jeder Mensch am heiligen Christtag drei heilige Messen hören.

Quelle: Sagenhaftes Hinterbergertal, Sagen und Legenden aus Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz vom Ende der Eiszeit bis zum Eisenbahnbau, Matthias Neitsch. Erarbeitet im Rahmen des Leader+ Projektes „KultiNat“ 2005 – 2007.
© Matthias Neitsch