12.9 Das Stoffbauernwegkreuz

In Krungl beim Haus Altan steht ein Wegkreuz, das „Stoffbauernwegkreuz“. Ursprünglich stand es einige Meter weit entfernt an einem anderen Standort, und dort soll nach der Legende der alte Gratzl den Teufel erschossen haben. Der alte Gratzl war für seine übernatürlichen Fähigkeiten bekannt, ausserdem war er ein leidenschaftlicher Jäger. Hinter seinem Haus befand sich sein Erdäpfelacker, und eines Abends, als die Sonne bereits untergegangen war und es schon stark dämmerte, sah er beim Fenster hinaus und bemerkte eine dunkle, schattenhafte Gestalt in seinem Acker. In der Meinung, es handle sich um einen Erdäpfeldieb, nahm der Gratzl sein Gewehr und schoss gezielt auf die dunkle Gestalt, die daraufhin niederstürzte. Der Gratzl wunderte sich, dass in diesem Moment bei der Gestalt Funken aufsprühten und ging sogleich nachschauen. Doch zu seiner Verwunderung fand er nichts – keinen Menschen, und auch keinerlei Spuren im Acker. Es musste wohl der Teufel selbst gewesen sein, der den Gratzl genarrt hatte.

Eine andere Überlieferung besagt, dass einer Bäuerin des Stoffbauernhofes in Krungl einst beim Krapfenbacken das Schmalz zu heiß wure, Feuer fing und dadurch ihre Kleider in Brand setzte. Lichterloh brennend sei sie in Panik bis zur Stelle des Kreuzes gerannt, wo sie schließlich ihren schweren Verletzungen erlag. Wiederum eine andere Überlieferung erzählt, dass dort eine Stoffbäuerin der Schlag getroffen hätte. Das Kreuz wurde inzwischen renoviert und wird von den Bewohnern des nahen Hauses gepflegt.

Der betreffende Gratzl muss nach der Erzählung von Herbert Neuper, vlg. Stoffbauer, (2006) in der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts noch gelebt haben.

Quelle: Sagenhaftes Hinterbergertal, Sagen und Legenden aus Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz vom Ende der Eiszeit bis zum Eisenbahnbau, Matthias Neitsch. Erarbeitet im Rahmen des Leader+ Projektes „KultiNat“ 2005 – 2007.
© Matthias Neitsch