241. Die verspielte Seele.
Der Hirner-Roßknecht in der Gemeinde Pusterwald war ein leidenschaftlicher Spieler und gräulicher Gotteslästerer, Als er einst seine ganze Barschaft verspielt hatte, geriet er darüber so in Wut, daß er sagte: „Jetzt setze ich meine Seele, und wenn ich diesmal wieder verliere, dann soll sie der Teufel holen!“ Richtig verspielte er auch dieses Mal.
Es war spät Abends. Mit entsetzlichen Gotteslästerungen verließ der Roßknecht die Gesellschaft, ging heim und erhenkte sich im Stalle zwischen den Pferden an einer Säule, an welcher er sonst die Pferdegeschirre aufhing. Die Leiche des Selbstmörders wurde auf der „Schutt“, einer unfruchtbaren, mit Steingeröll bedeckten Stelle am Einfluße des Fuchsgrabenbaches in den Hauptbach des Tales ohne Gebet und Einsegnung verschart.
Hinter der Schutt breitet sich das Aasmann- und Schnabel-Moos aus. Wenn die Leute dort ein Irrlicht herumhuschen sehen, sagen sie: „Das ist dem Hirner-Roßknecht seine Seel.“
Nach Fridolin von Freithal.
„Das Hochgericht im Birkachwald.“
Quelle: Johann Krainz, Mythen und Sagen aus dem steirischen Hochlande, Bruck an der Mur 1880.
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