Die Buchwaldzwerge

Im Buchwald hausten einmal viele Zwerge, die einen eigenen König hatten, den Menschen aber übel gesinnt waren. Ihre Wohnungen lagen tief in der Erde und standen mit der Außenwelt durch gut verborgene Spalten in Verbindung. Diese Zwergenwohnungen waren jedoch keine finsteren Erd- und Lehmhöhlen, sondern prächtige kleine Schlösser, in denen es sich gut leben ließ.

Das schönste Zwergenschlösschen erhob sich im großen Absturz und wurde von den kleinen Männchen auf das schärfste bewacht. Bei Tag blieben die Zwerge unsichtbar, wenn aber die Mitternachtsstunde schlug, dann krochen sie durch die versteckten Erdspalten auf die Oberwelt, und es war nicht geraten, ihnen da in den Weg zu treten, denn jeder Mensch, der ihnen unterkam, wurde getötet. Gar mancher Mann, der in der Nacht aus Neugier in den Buchwald ging, um die Zwerge zu sehen, soll nicht mehr zurückgekehrt sein.
Eine Sage weiß auch zu erzählen, dass diese Zwerge, wenn am Abend der Mond aufging, vom Buchwald und vom großen Absturz über die Feistritz kamen und vor dem alten Kreuz auf der Straße zwischen Fürstenfeld und Altenmarkt ihre Tänze und Reigen aufführten, die bis zur Morgendämmerung währten. In dunklen Nächten aber waren auf den feuchten Wiesen oft kleine Lichtlein zu sehen, die man ebenfalls mit den Zwergen in Verbindung brachte.

Quelle: Hausmann, Franz (Hrsg.): Oststeirische Sagen und Schwänke, Verlag Julius Schönwetter, o.J.
Email-Zusendung Franz A. Rabl, Fürstenfeld, November 2008