Wie Graz zu seinem Namen kam

Am Strand der Isar in Bayern lebte ein kleines Volk, das immer mehr an Einwohnern zunahm und bald zu wenig Platz in diesem Landesteil hatte. Eines Tages zogen viele Menschen aus ihrer überfüllten Heimat aus, um eine neue Heimat zu finden. Der Inn war bald überschritten und im Gebiet der Hohen Tauern kamen sie zum Quellgebiet der Mur. Dem Flusslauf folgend kamen sie in eine schöne breite Ebene, die wir heute als Grazer Feld kennen. Am Fuße eines großen Felsrückens, des späteren Schlossberges, beschlossen sie sich anzusiedeln und eine Stadt zu erbauen. Große Waldteile mussten abgeholzt und der Boden für die Häuser geebnet werden. Auf den kahlen Felsrücken schleppten sie in mühevoller Arbeit Unmengen von Erde, um diesen auch mit Bäumen und Sträuchern begrünen zu können. Dann schlugen sie ei­nen Weg hinauf und errichteten dort eine Burg, in die sie bei heran­nahenden Feinden fliehen konnten. Vom Gelingen des Stadtbaues waren die Siedler aus Bayern jedoch nicht völlig überzeugt und so meinten sie: „Grät's, so grät's!" Gemeint war damit: „Gelingt's, so ist es nur gut!" Die neu erbaute Stadt nannten sie von diesem Tag an Grätz, wie der Ort noch Jahrhunderte später hieß.

Quelle: Johann Schleich (Hg.), Der steirische Sagenschatz, Graz 1999, S. 375