Die Schöcklhexe
Die Schöcklhexe ist eine Wetterhexe. Sie verursacht die schadenbringenden Unwetter, die über das Grazer Feld niedergehen.
Das Volk stellt sich die Schöcklhexe als eine große, graue Frauensperson mit struppigen Haaren vor, die in einem von Fledermäusen gezogenen Wolkenwagen sitzt. Sie fährt aus dem Wetterloch empor, in dem sie das Wetter braut, das stets von verderbenbringenden Hagelschlägen begleitet ist.
Bei jedem solchen Hexenwetter befindet sich unter den Hagelschloßen ein Hagelkorn, in dem ein Haar der Hexe eingeschlossen ist, wer dieses Korn findet, hat Glück.
Will man solchem Hagelwetter vorbeugen, muß man die Schöcklhexe, sobald man bemerkt, daß sie aus dem Wetterloch emporsteigt, zwingen, dorthin wieder zurückzukehren.
Dies gelingt, wenn man alle Geräte und Werkzeuge, wie Mistgabeln, Krampen, Besen, Sicheln, Sensen und dergleichen, verkehrt zur Haus- oder Stalltür hinauswirft und dabei fest schimpft.
Will man wissen, ob des Tages über ein Gewitter kommt, braucht man sich nur zu früher Morgenstunde zur „Linzhalmer Lacke“ zu begeben und sie beobachten. Es ist ein kleiner Teich auf der Rannach, der für die Bewohner der Gegend als verläßlicher Wetterprophet gilt.
Wenn sich im Sommer, in aller Früh vor Sonnenaufgang, über der Lacke Nebel zeigt und sich auch bei aufgehender Sonne nicht verzieht, so kann man an diesem Tage auf schlechtes Wetter gefaßt sein.
Verschwindet aber dieser Nebel sobald die Sonne aufgeht, so verkündet dies einen schönen Tag.
Quelle: Hans von der Sann, Andritz und Umgebung.
In: Annemarie Reiter (HG.), Grazer Sagen und Geschichten, Graz 1996, S. 160.