Der Schratl in St. Gotthard

Am südöstlichen Fuß des Admonter Kegels liegt in einem großen Park das Schloß St. Gotthard.

Man erzählt sich in der Gegend, daß im Schloß ein Schratl sein Unwesen getrieben und die Bewohner lange Zeit verängstigt habe.

Er wurde als kleines Männchen beschrieben, grau gewandet, mit einem roten Käppchen auf dem Kopf.

Er trieb in allen Räumen des Hauses argen Schabernack und soll sogar die Soldaten geneckt haben, die in der später ans Schloß angebauten Reiterkaserne wohnten.

Auch den Brand von 1853, bei dem die Kaserne vollständig vernichtet wurde, schrieb man dem boshaften Kobold zu.

Der Schratl liebt Pferde, aber nur die Rappen. Die füttert, reinigt und striegelt er zur Nachtzeit, wenn die Knechte schon schlafen.

Die Schimmel kann er nicht leiden. Er flicht ihnen in Mähne und Schweifhaare kleine „Schratlzöpfe“, um sich darin zu schaukeln. Wenn die Knechte dann beim Durchkämmen auf die Zöpfe stoßen, schimpfen sie greulich.

Quelle: Hans von der Sann, Andritz und Umgebung.
In: Annemarie Reiter (HG.), Grazer Sagen und Geschichten, Graz 1996, S. 152.