Die Wetterhexe vom Schöckl

Im Großen Wetterloch haust die Wetterhexe.

Das Volk stellt sie sich als eine alte, grobknochige, spindeldürre Frauensperson mit langen spärlichen grauen Haaren vor. Die Wetterhexe braut in der Tiefe des Wetterloches das Wetter und schickt es dann als Nebel, Regen, Schnee oder Hagel ins Land. Manchmal, besonders wenn dichter Nebel den Berg einhüllt, besteigt die Wetterhexe einen Wagen, der von großen Fledermäusen gezogen wird und fährt sausend um den Berg.

Wer nach einem Unwetter ein Hagelkorn findet, in dessen Eis ein Haar eingeschlossen ist, hat großes Glück zu erwarten.

Die Leute glauben ein anziehendes Hagelgewitter bannen zu können, wenn sie unter Schelten und Schreien umgekehrte Mistgabeln aus der Stalltür werfen. Manche drehen die Tische um oder werfen ein Kleid eines Kindes bei der Haustüre hinaus.

Durch diese Taten wollen sie die Schöcklhexe zwingen, in das schützende Wetterloch zurückzukehren.

Quelle: Clemens Brandtner, Beiträge zur Heimatkunde von Semriach.
In: Annemarie Reiter (HG.), Grazer Sagen und Geschichten, Graz 1996, S. 160.