Der Burgschatz.

Ist einmal ein Schuster aus Judenburg mit seiner Ware nach Obdach zum Jahrmarkt gefahren, hat aber nur ein einziges Paar Schuhe angebracht und konnte somit sein Fuhrwerk nicht zahlen. Trübselig ging er schwer belastet heimwärts. Was wird er seiner großen Familie bieten können? Wie er durch das Hammerwerk Eppenstein ging, stand auf der Brücke ein sehr großer Mann. Der schien auf ihn gewartet zu haben und fragte ihn nun, warum er so traurig sei. Der arme Schuster erzählte ihm seine Geschichte.

Darauf sagte der große Mann: "Geh heim und komm mit deinem Nachbar, dem Saltler, der ebenso arm ist wie du, hieher. Mit ihm steig hinauf zur Burg Eppenstein. Dort wirst du im unteren Hof einen großen Baum finden. Dort grab nach. Es wird mancherlei Blendwerk kommen. Aber laßt euch nicht stören. Nicht viel über einen Schuh tief in der Erde liegt eine Kiste mit viel Geld. Das soll euer sein. Aber laßt euch dabei nicht stören."

Der Schuster ging heim, erzählte alles dem Nachbarn, und bald darauf gingen die beiden mit Karst und Grabscheit in das Schloß. Sie fanden den Baum und begannen zu graben.

Da kam ein Diener in alter Tracht und drohte, aber die beiden schenkten ihm keine Beachtung. Bald darauf kam ein anderer, der begehrte auf. Sie gruben weiter.

Schon hatten sie den Teckel der Kiste erreicht, da kamen zwei Diener mit Schwertern und schwangen diese gegen sie. Da ward dem Sattler angst und bang und lief aus der Burg. Und auch dem Schuster blieb nun nichts anderes übrig, als nachzueilen. Darauf verschwand das Blendwerk sofort. Der Schuster aber hörte noch, wie die Kiste klirrte und in die Tiefe rumpelte.

Als sie nun wieder über die Brücke heimzu gingen, stand der große Mann dort und sagte: "Warum seid ihr davon? Nun dauert es wieder hundert Jahre, bis der Schatz kann gehoben werden."

Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 88.
© digitale Version SAGEN.at