Forchtenstein

Vor vielen Jahren, da noch auf dem Irbitzkogel Riesen hausten, ist ein grauslicher Riese herab nach Neumarkt gekommen und alle Neumarkter haben sich furchtsam in ihre Häuser verkrochen. Er aber hielt sich nicht lange in Neumarkt auf, über deren Käufer er hinwegsehen konnte, sondern machte dem furchtlosen Ritter auf der Burg oberhalb des Marktes seinen Besuch und wollte dessen gewaltige Tochter freien, die doch immerhin ein gutes Stück kleiner war als der Riese. Als nun der Riese seine Bitte vorbrachte, erwiderte ihm das Mädchen, sie sei diesmal nicht bei guter Laune; er möge über Jahresfrist kommen. Und als er wieder kam, da hatte sie einen ungeheuren Felsblock auf den Abhang gesetzt und drohte ihm entgegen: "Troll dich weiter! Tu kommst umsonst! Sieh diesen Felsblock! So du näher kommst, lasse ich ihn rollen und du brichst ein Bein."

Da ging er seines Weges wieder heim hinauf zum Irbitz. Da er seinen Freunden erzählte, wie es ihm gegangen sei, lachten sie ihn aus und nannten ihn einen Hasenfuß, der sich von einem Weib verjagen lasse. Er aber erwiderte ihnen: "Ich forcht nicht das Weib, ich forcht den Stein."

Und seitdem trägt die Burg diesen Namen.

Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 17.
© digitale Version SAGEN.at