Die Sage vom Rosenbühel.

Man weiß zu berichten, daß die Burg früher Rosenbühel hieß, aber seit der Schaudertat Reimbrechts Frauenburg geheißen ward.

Vom Rosenbühel geht nun folgende Sage:

Ein Ritter von Rosenbühel zog in den Kreuzzug nach dem heiligen Land. Die vereinsamte Burgfrau begann währenddessen mit einem Edelknaben ein Liebesverhältnis, und es ersolgte die Geburt von 12 Knaben nach Verlauf eines Jahres seit der Abreise des Burgherrn. Schweren Herzens entschloß sich die erschreckte Mutter, diese Kindlein einer Zofe zu übergeben, daß diese die Kleinen in der Mur ertränke. Beim Ufer angekommen, erblickte die Zofe einen heransprengenden Reiterr, und als er näher kam, erkannte sie ihren Kenn und Ritter selbst. Von ihm befragt, was sie im Korbe trage, erwiderte sie: "Ach, mehrere Hündlein, die ich in der Mur ertränken soll." Als aber da die Kinder zu wimmern begannen, öffnete der Ritter den Korb und erschaute die 12 Knäblein. Nun freilich warf sich die Zofe ihm zu Füßen und gestand alles, wie seine Gemahlin sich vergessen und die zwölf Knäblein geboren habe. Der Ritter, der schon solches geahnt haben mochte, verfügte, die Zofe solle die Kinder jemand Zuverlässigem zur Erziehung übergeben; für die Zahlung werde er schon aufkommen. Heimgekommen, verriet er mit keinem Worte die Kenntnis der Sachlage, und lebte so, wie wenn nichts geschehen wäre.

So vergingen Jahre und aus den Kindlein Murden Zwölf Jünglinge. Zu einem Festmahle, das der Ritter dann gab, lud er auch die zwölf ein. Mitten während der Tafel erzählte nun der Ritter, ohne einen Namen zu nennen, die Tat seines Eheweibes und fragte die Jünglinge, welche Strafe solch eine Rabenmutter verdiene.
Einstimmig erklärten die Jünglinge: Sie solle in ein Faß gesteckt werden, das mit scharfen Messern gespickt sein solle; und dann möge man das Faß über den Burgfelsen hinabrollen lassen.

Hierauf sprach der Ritter zu seinem erblaßten Weibe: "Sieh hier deine Söhne! Du hast dein Urteil selbst gehört."

Dann ließ er ein Faß mit Spitzen nach innen spicken und die Rittersfrau Murde trotz alles Bittens hineingesteckt und hinabgerollt zur Mur, wo sie entseelt und, der ganze Leib eine Wunde, beerdigt ward.
Das Dorf aber, wo der Ritter die Zofe antraf, erhielt zur Erinnerung an die versuchte Untat den Namen Hundsdorf, aus dem der stattliche Markt Unzmarkt entstand.

Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 47.
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