Der Schatz von Karlsberg.

An einem Sonntag mußte eine Magd des Bauern Karlsberger daheim bleiben und ging, da sie nichts zu tun hatte, ihr kleines Kind auf dem Arm, hinauf zur Ruine. Dort fand sie in einer Mauer ein Tor offen, das sie noch nie gesehen hatte. Neugierig ging sie in die weite Wölbung hinein und fand dort drei große Fässer voll mit Roßbohlen. Sie setzte ihr Kind weg und füllte ihre Schürze, da sie sehr wirtschaftlich war, mit Roßbohlen für das Gartenmistbeet an, und eilte, da es hinter ihr knisterte, hinaus vor das Tor. Und dasselbe fiel rasch hinter ihr Zu. Erst dann vermißte sie zu ihrem Entsetzen ihr Kind.

Anfangs wußte sie in ihrer Verzweiflung nicht, was sie tun sollte, lief heim und schüttete die Roßbohlen in ein Körbchen in der Kammer, dann lief sie hinab zum Pfarrer von St. Veit, der viel wußte und konnte. Der nun hat ihr geraten, das ganze Jahr ehrlich und brav beim Bauern auszuhalten und genau im nächsten Jahr am gleichen Sonntag zur Ruine hinauf zu gehen. Sie tat es, und siehe, um die gleiche Zeit öffnete sich das Tor; sie sprang hinein und riß ihr lachendes Kind jubelnd an sich. Dann lief sie hinab zum Karlsberger. Dort bestaunten alle das Kind, das gut gewachsen war und das erzählte, eine gute Frau hätte es gefüttert. Nun erzählte auch die Magd von ihrem Erlebnis und wollte die gefundenen Roßbohlen im Körbchen vorweisen; da waren lauter Silbertaler drinnen.

Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 15.
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