Offenburg

Von den Offenburgern sind wenige Sagen überliefert, aber die wenigen deuten auf ein hartes Geschlecht hin.
Einer der Offenburger war ein wüster Glaubensfrevler. Einmal fuhr er, gerade als das Wandlungsglöcklein vom Turme rief, von der Burg fort, um einen Gutsnachbarn zu besuchen. Der Kutscher wollte halten, um seine Andacht zu verrichten, aber der Offenburger behielt sein Barret auf dem Kopfe und befahl weiterzufahren, und da ihn der Kutscher aufmerksam machte, begann er gotteslästerisch zu fluchen und zu schimpfen. Da holte ihm der Wind das barret, und der Kutscher lief, es zu holen. Wie er wieder zurückeilte zum Wagen, sah er, wie derselbe im Gallopp den Hügel hinabfuhr und unten sich die Erde auftat, worin der Wagen mit dem Burgherren verschwand.

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Der letzte der Offenburger war wie sein Freund ein furchtbarer Raubritter. Sie beobachteten das ganze Mur- und Pölstal, jener von seinem Schloß Sauerbrunn, dieser von der Offenburg aus. Und die erlaubten Schätze vergeudeten sie und hielten ein Zechgelage nach dem andern. Wie sie nun einmal in der Offenburg zechten, ward ihm gemeldet, daß ein schwarzer Ritter in die Burg eingedrungen sei. Wutschnaubend eilte ihm der Offenburger entgegen, bald klirrten die Waffen aufeinander, bald jedoch sahen die erschreckten Zuschauer, wie der feurige Teufel mit dem Offenburger durch die Luft abfuhr - und in einem Erdschlund verschwand. Sie eilten ins Freie; da brachen auch schon hinter ihnen die Dächer und Böden der Burg ein.

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Noch wird von einem Offenburger erzählt, daß er eine wunderschöne Tochter halte, die ein Raubritter von Sauerbrunn liebte. Doch wollte der Offenburger von einer Keimt der beiden nichts wissen. Und so baute der Sauerbrunner einen hohen Turm über seiner Burg, um zu seiner Geliebten hinüber schauen zu können. Aber in der Nacht verschwand bis zu einer bestimmten Höhe der Turm immer, so fleißig der Ritter bei Tag auch baute.                           
(Sämtliche von Krainz.)

Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 76.
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