Saurau

Auf Saurau war vor vielen Jahren ein sehr geiziger Pfleger. Als nun eines Tages ein Fürst dahin zu Besuch kam, wollte der Pfleger ihn zwar fürstlich bewirten, doch sollten darunter weder Keller noch Kematen (Speiskammer) leiden, am wenigsten der Eiervorrat; denn um Weihnachten waren sie sehr klug (schwer erreichbar). Und so ließ er durch seine Knechte den Bauern befehlen, ihren Eiervorrat ins Schloß hinaufzutragen. Alle taten, wie ihnen geheißen worden war, nur ein Bauer kam und beteuerte, daß er nicht ein Ei zu Hause habe. Da befahl der Pfleger einem Knecht, das ganze Bauernhaus nach Eiern zu durchstöbern. Der Knecht war aber ein schlechter Kerl wie sein Herr und fand fünf Eier in der Kematen, die er selbst heimlich mitgenommen und von denen der Bauer freilich nichts wußte. Da hat der Pfleger den Bauern so lang schlagen lassen, bis das Fleisch in Fetzen vom Leibe hing. Schon wegen der Eierlieferung erbittert, sahen die Bauern den Zerfleischten, eilten vom Wirtshaus heim, holten sich Massen, was sie bekamen, Säbeln, Stutzen, aber auch Sensen und Gabeln, und einer nahm Späne mit und in einem Topfe Glut, um das Räubernest auszuräuchern.

Bald brannte das Schloß lichterloh und niemand löschte, — niemanden ließen die erbitterten Bauern aus der Burg; den Pfleger erschlugen sie, und der Fürst entkam mit knapper Not nach Murau.

Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 67.
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