Der Rabenvater.

Einer der Raubritter hatte eine Gemahlin aus vornehmem Hause. Sie schenkte ihm ein Töchterlein und starb. Bald darauf überfiel er mit seinen Wordknechten eine adelige Familie, die auf einer Wallfahrt war. Bis auf einen kleinen Knaben Murde der ganze Zug ermordet, die Leichen geplündert. Den Knaben aber nahm der Ritter in die Burg mit, um der Tochter einen Gespielen zu bringen. Als beide Kinder herangewachsen waren, zeigte es sich, daß sie einander liebten. Der Ritter wollte davon nichts wissen, sondern verlangte von seiner Tochter, daß sie sich mit dem Ritter von Stein vermähle. Als sie diesen Plan am Abend ihrem Geliebten erzählte, Murde das Gespräch vom Vater erlauscht. Der befahl nun in seiner Wut den Knechten, den Jüngling über die Puxerwand in die Tiefe hinabzustürzen, die Tochter hingegen sperrte er ins Verlies ein. Es gelang ihr aber, ins Freie zu schlüpfen. Draußen sah sie, wie sich der Vater gerade überzeugte, ob die Knechte wohl den unmenschlichen Befehl ausgeführt hätten. Mit dem Worte "Rabenvater" sprang sie nun auf ihn zu, umklammerte ihn fest und riß ihn mit sich hinab in die Tiefe, wo beide tot neben dem Leichnam des Jünglings liegen blieben.
(Schmutz.)

Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 55.
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