Schrattenberg

Das Schloß Schrattenberg hat ein armer Graf erbaut, der sich von einem Bauern einen Schrattel erbettelt hatte...

Ein wandernder Student hatte sich in die Tochter eines reichen, geizigen Bauern verliebt, jedoch der Vater, der durch einen Schrattel (Geldteufel) reich geworden war, wollte von der Heirat zwischen diesen jungen Leuten nichts wissen; er wollte vielmehr seine Tochter, die er für seinen Reichtum dem Schrattel versprochen hatte, in ein Nonnenkloster geben. Und so entführte der arme Kerl dem hochfahrenden Bauern das Mädchen, und dieses nahm, es gut meinend, das Fläschchen mit, in dem der Schrattel saß. Als nun der Student von dem Mädchen die Geschichte des unheimlichen Reisebegleiters erfuhr, nahm er das Fläschchen an sich, zwang den Geldgeist, ihm eine große Menge Geldes zu verschaffen, und erbaute sich das Schloß Schrattelberg. Dann heiratete er das Mädchen und verlebte etliche glückliche Jahre in kinderloser Ehe. Der junge Schloßherr, der den Schrattel im Fläschchen gut verwahrt hielt und dessen Kunststücke nur in Anspruch nahm, wenn er dessen bedurfte, ging viel auf die Jagd, liebte jedoch feine Gemahlin, welche die Jagdlust nicht teilte, trotzdem sehr innig.

Einmal nun war er wieder auf der Jagd und die junge Frau durchstöberte einstweilen die Kästen; dabei kam sie zu dem Fläschchen, in dem der Schrattel gut verwahrt saß. Doch weil das winzige Wesen so schön zu bitten wußte, so öffnete sie das Fläschchen. Kaum hatte der kleine Teufel Luft, fuhr er heraus und entführte, dem Kontrakt des Vaters entsprechend, das junge Weib.

Als der Burgherr von der Jagd heimkehrte und erfuhr, was geschehen sei, verwünschte er das Geld und die Burg, was alles er um die Seele seines Weibes bekommen hatte, zog Bußkleider an und ging als strenger Büßer in ein Kloster.

Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 51.
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