Die Brüder von Vorst [Forst]

Unweit Algund und Meran, jenseits der Etsch, liegt das Dorf Vorst oder Forst, und dabei herrliche Burgtrümmer, die zum Teil noch bewohnt sind. Ein trauriges Ereignis brachte die stattliche Burg in Verfall. Zwei Brüder bewohnten dieselbe und spielten einst miteinander in einem Gemache der Burg. Das Spiel entzweite sie, fachte wütende Leidenschaft in beiden an, und sie begannen miteinander einen Zweikampf auf Tod und Leben, der auch nicht eher endete, als bis der eine den ändern auf den Tod verwundet hatte. Dieser sank, und der Blutstrahl aus seiner Wunde schoß hoch zur Zimmerdecke hinan und ließ dort zwei Flecken zurück, die man hernachmals durch zwei Kreuze kennzeichnete und welche noch heute zu sehen sind. Noch immer spuken die Ritter, und man hört in Sturmnächten ihren harten Tritt, Geklirre der Schwerter und den schweren Fall des Getöteten.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 255.