Drachen um Elbigenalp

Um Elbigenalp, den Hauptort des tirolischen Unterlechtales, ist die Drachensage ziemlich heimisch. Nahe über dem Orte, auf einem ebenen Platze, der das Kitzbödele heißt, soll ein Drache wohnen und festgebannt sein. Er schaut immerfort nach dem Orte hinab. Könnte er sich nur einmal umkehren, so würde der Ort zugrunde gehen. So liegt auch nordöstlich von Elbigenalp das sogenannte Wassertal, das zu gewisser Zeit von einem wilden Wasser durchbraust wird. Auch dorthin verlegt die Sage einen ähnlichen Drachen, unter ähnlichen Umständen. Sobald er sich umkehre, werde Elbigenalp vom Wasser überströmt und vernichtet werden. Ähnliches wird vom Toserbache im nahen Weiler Luxnach erzählt, dem merkwürdigen Bache, der, seltsam genug, meistens am 24. April aus einer Felsengrotte wild hervorbricht, sich schäumend zur Tiefe wälzt, eine Mühle treibt und am 11. November versiegt. Ein Drache öffnet und verstopft den sonderbaren Bach. Das ist die physikalische Anschauung der dortigen Leute.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 162