Der Hexenboden ob Lengstein

Über der Gemeinde Lengstein, auch "St. Ottilia", wohin man von Kollmann an der Poststraße in einer guten Stunde gelangen kann, liegt der sogenannte Hexenboden, wo sich die Hexen gleich wie auf dem Blocksberg zu Spiel und Tanz versammeln und wo es gar wild und sündhaft zugeht mit Schwelgereien aller Art und wobei ein zufällig Dazugekommener meist verloren ist. - Ein Heumahder kam einst ziemlich spät abends auf den Hexenboden und sah da vor einem Schupfen eine Menge Paare sich lustig im Reigen drehen und dann festliches Gelage halten. Eingeladen durch Winke und Worte tanzte der Mahder mit und taumelte endlich nach toll durchschwärmten Stunden matt und müde in den Schupfen, wo er sich auf weichem Lager zum Schlafe hinstreckte. Als er aber am Morgen aufwachte, war er braun- und blaugedrückt, im Gesicht noch zerkratzt, und sein weiches Lager war der Kuhmist.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 356.