Eine Kuh rettet Schloß Taufers

Als einst ein fremder Ritter das Schloß Taufers belagerte und nicht erobern konnte, so schwor er, die Besatzung der Burg durch Hunger zur Übergabe zu zwingen. Die Mannschaft zu Taufers hatte wirklich am Ende nichts mehr als eine einzige Kuh, die als letzter Vorrat nun aufgezehrt werden sollte und mußte. Nun war guter Rat teuer. Viele reute die Kuh, weil sie noch Milch gab, was auch anzuschlagen war; die nach Fleisch Hungrigen aber wollten die Kuh geschlachtet haben, um sich endlich einmal wieder sättigen zu können. Da trat der Ritter der Feste Taufers dazwischen, und selbst hungrig wie die ändern, befahl er, die Kuh zu töten, hielt die letzte Mahlzeit und warf zugleich die Eingeweide der Kuh auf die Belagerer hinab. Diese waren nicht wenig überrascht und meinten, da müsse noch viel Vorrat vorhanden sein, wenn man droben noch Vieh schlachte, sie hoben die Belagerung auf und zogen ab.

Die Kuh hatte sonach alle Belagerten und die Feste gerettet.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 345.