Der öde Meierhof
Ober der Larchkapelle am Weerberg, etwa 50 Schritte drüber, liegt
ein öder, zerfallener Bauernhof, in welchem zur Not ein armes Männlein
Unterkunft findet. Das war einst ein prächtiger reicher Meierhof
und gehörte zum Schloß Rettenberg und wird noch der "Meierhof"
genannt. Daß er so herabgekommen und wie mit einem Fluche belastet
ist, erzählt die Sage auf folgende Weise: Auf dem Meierhofe lebte
einst ein reicher Bauer, welcher die Gewohnheit hatte, beim zweiten Worte
den Teufel zu nennen. "Was Teufel? Geh zum Teufel! Pfui Teufel! I
glab's, beim Teufel! Juhui Teufel! Hilf Teufel!" so ging's den ganzen
Tag, und trotz der Ermahnungen des Seelsorgers und frommer Nachbarn ließ
er's nicht. Da kam endlich wirklich der Teufel ins Haus und war nicht
mehr fortzubringen, der Bauer verfiel bald darauf vor Furcht und Schrecken
in eine Krankheit und starb, worauf der Teufel dann auch das Haus verließ.
Aber seit dieser Zeit sah man oftmals eine schwarze Gestalt vor der Türe
des Meierhofs sitzen, welche weder durch Gebet noch durch Segnungen zu
vertreiben war. Einige Wochen nach dem Tode des Bauern sah man den schönen
Hof in Flammen aufgehen, und auch die schwarze Gestalt war verschwunden.
Die Versuche, den Hof wieder aufzubauen, mißglückten; denn
es ist kein Segen dabei, drum liegt er öde und verlassen.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 96