Die Sattelhexe

Im Schlosse zu Landeck hauste eine Hexe, die hatte einen Sattel, und wenn sie irgendwohin fahren wollte, so setzte sie sich auf denselben und fuhr unsichtbar von dannen. Wenn sie kein Salz für die Küche hatte, dann setzte sie in der Früh das Mehl und die Milch zum Mus an das Feuer und sich auf ihren Sattel und fuhr nach Hall, nahm dort Salz, soviel sie wollte und brauchte, und war wieder da, ehe der Brei zu sieden begann. Nach mancherlei verübten Untaten wurde diese Sattelhexe eingezogen, ihr der Prozeß gemacht und sie feierlich verbrannt, worauf sie aber greulich als Geist umging und spukte und noch immer spukt, bald in Menschen-, bald in Hundegestalt, und die Schloßwache erschreckte, damals nämlich, als noch eine Wache droben war. Einst rief ein Soldat den Hexenspuk an, und als er keine Antwort erhielt, feuerte er - die Kugel fuhr aber durch einen Schatten, prallte an eine nahe Mauer an, schlug zurück, fuhr in den Soldaten und verwundete diesen lebensgefährlich. Nachher hat keiner wieder auf dem Schlosse Wache stehen wollen.

Landeck © Berit Mrugalska
Burg Landeck, südl. oberhalb der Stadt gelegen
Der quadratische Bergfried erhebt sich über sieben Geschosse
Öserreichisches Bindenschild und Tiroler Adler
© Berit Mrugalska, 13. September 2004

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 187.