Sudl, bring mir Nudel

Wenn die Kühe von der Alpe abziehen und man geht dann in die verlassene Almhütte und ruft: "Sudl, bring mir Nudel", so wird man alsbald eine Hand erblicken (weiter nichts), mit einer gewaltigen Pfanne voll Nudeln bester Beschaffenheit, welche die gespenstige Hand auf den Tisch stellt. Ißt man alle Nudeln bis auf die letzte aus, so ist's gut, wo nicht, so gehört man der Sudl, welche einem gar mancherlei antut, gewöhnlich aber die Menschen umbringt. Das wird von der Matscher Alpe erzählt, und zwei Männer, welche sich überzeugen wollten, gingen hinan zur Alpe und riefen die Sudl an. Die brachte nun eine so große Pfanne voll schmalziger Nudeln, daß jene trotz tapferen Essens keine Möglichkeit sahen, nur die Hälfte wegzubringen. Nun machten sie es so: Sie ließen, während sie zum Munde fuhren, einen Teil Nudeln durch die Ärmel des Rockes gleiten und leerten auf diese Weise die ganze Pfanne voll, kamen auch glücklich durch. Dem glücklichen Einfall verdankten sie wohl ihr Leben, wollen es aber nicht noch mal probieren.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 244.