DAS TEUFELCHEN VON MARIASTEIN

Nahe der Wallfahrtskirche Mariastein steht auf niederm Felskegel ein alter Trümmerturm, den das Volk umher das Teufelstürml nennt. Vor langer Zeit hat in demselben ein kleines Schnitzbild gestanden, das war greulich anzusehen, und kein Mensch vergriff sich an demselben. Da kam einmal eine Witschnauerin (Wildschönauerin) von der Wallfahrt nach Mariastein zurück und dort vorbei, sah das Teufelchen stehen und dachte, das gibt ein Spielzeug und einen Kinderschreck daheim, wenn die Kinder nicht guttun und keinen Frieden geben. Und sie nahm das Teufelchen und verbarg es unter ihrem Fürtich (Schürze), bis sie zur Überfahrt bei Angath gelangte. Da fragte der Fährmann, was sie da verborgen halte, sie solle es zeigen.

Als dies nun geschah, so sagte der Fährmann: "Han, Weibl, wos denkscht denn? Den Toifl führ ih nöt üba und dia a nöt, wann d'n nöt wida hintrogscht, wo d'n hergnumma hoscht."

Das war der Witschnauerin doch zu weit, den Rückweg zu machen, sie wurde ärgerlich und warf das Teufelchen in den Inn. Kaum war das Schnitzbild im Wasser, so wurde es lebendig wie ein Kobold, buddelte, schlug Purzelbäume und schwamm munter wie ein Frosch den Inn hinunter.

Anderen Tages stand das Teufelchen wieder an seiner alten Stelle im Turme, der, als die Mär laut worden war, noch mehr verrufen wurde, als er ehedem schon gewesen.


Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 30