Der Teufelssteg bei Finkenberg

Gegenüber der Gemeinde Finkenberg springt über den tiefen Abgrund des Duxer Baches ein Steg, der im Gegensatz zum "Hohen Steg" oder "Hochsteg", am Eingang des Zemmgrundes, der "Höchste Steg" heißt, aber zugleich auch der Teufelssteg benannt wird. Ein Bursche aus Finkenberg hatte einer Dirne Hoffnungen gemacht, die zu erfüllen er keine Neigung hatte, und wollte das zum Vorschein gekommene arme Würmlein nicht als sein Kind anerkennen, obgleich viele seinen vertrauten Umgang mit der Dirne kannten. Er legte sich auf das hartnäckigste Leugnen, und da er gerade nahe dem Höchsten Steg war und von mehreren seiner alten Bekannten umgeben war, die ihm zuredeten, sich des Kindes und der durch ihn gefallenen Dirne anzunehmen, so vermaß er sich hoch und teuer, indem er auf eine Steinplatte am Wege trat: "So wahr dieser Stein, auf dem ich stehe, so hart ist, daß meine Schuhnägel ihn nicht eindrücken, so wahr bin ich nicht Vater von dem Kinde." Kaum war dieser Meineid gesprochen, so war der Teufel da, zerrte den falschen Schwörer über den Steg und warf ihn dann in den hundert Klafter tiefen Abgrund und in den brausenden Bergbach. Seitdem heißt dieser Steg der Teufelssteg, und in der Platte erblickt man tief eingedrückt noch alle Nägelspuren von des Meineidigen Alpenschuhen.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 67