Die Wetterglocken

Zu den allwärts in Tirol verbreiteten Sagen und Sprüchen von Glocken, die aus dem Volksglauben hervorgegangen sind, daß durch den Klang geweihter Glocken die Gewitter vertrieben oder doch unschädlich gemacht würden, gehören auch die im Untern Inntale, die sich absonderlich auf drei verschiedene Glocken beziehen, welche man für besonders mächtige und kräftige Wetterglocken hält, deren Schall den Hexenzauber bricht, durch den die Gewitter nach der Logik des Aberglaubens entstehen sollen. Diese sind die große Glocke im Pfarrkirchtufm zu Schwaz, die große Glocke im Pfarrkirchturm zu Brixen im Brixentale und das kleine Glöcklein in dem Kirchlein auf der Hohen Salve. Einst soll, so wird im Unterinntale wie im Brixentale allgemein erzählt, eine Hexe ausgerufen haben wie jene zu Manereck:

Wann der Schwazer Besen kehrt
Und der Brixner Stier pleart
Und das Salverhündl kollt (bellt),
So haben wir nimmer Gwolt!

Pfarrkirche Schwaz © Berit Mrugalska
Pfarrkirche Unserer Lieben Frau Maria Himmelfahrt, Schwaz
rechts davor die doppelgeschössige Totenkapelle
© Berit Mrugalska, 8 Februar 2005

Von der Schwazer großen Glocke geht noch eine besondere Sage:

Das Glockenwunder

Als dieselbe neu war, ihre feierliche Taufe empfangen hatte und nun in den Glockenstuhl emporgezogen werden sollte, war sie so schwer, daß alle Arbeiter sie nicht zu erheben vermochten; die Taue rissen, und die Glocke blieb am Boden. Plötzlich erfüllte heller Glanz Turm und Kirche, die Heilige Jungfrau erschien, knüpfte ein rosenfarbenes Band an die Glocke und zog sie hinauf in den Glockenstuhl.

Mondsichelmadonna Schwaz © Berit Mrugalska
Mondsichelmadonna, Westfassade, Schwaz
© Berit Mrugalska, 8 Februar 2005

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 92