Nonnengespenst auf Wolfsthurn
In dem schönen und stattlichen Schlosse über Mareit, Wolfsthurn
oder auch das Mareitenschloß genannt, das jetzt dem Freiherrn von
Sternbach gehört und von diesem mehr im Villen- als im Burgstile
erneuert worden ist, wandelt, zuzeiten sichtbar werdend, der Geist einer
Nonne herum. Ein Ritter von Straßberg hatte aus einem nahen Kloster
die Nonne entführt und sie zu beiderseitiger Sicherheit nicht auf
seine Feste bei Gossensaß, sondern auf Burg Wolfsthurn gebracht,
wo sie seine Besuche empfing und lange sehr vertraut mit ihm lebte. Weshalb
des Ritters Geliebte noch geistern muß, meldet die Sage nicht, doch
wird es wohl deshalb sein, weil sie als Nonne ihr Gelübde gebrochen.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 316.