Weißer Wurm platzt

Auch von Wurmbannern lebt im Ultentale die Sage, ganz wie so häufig begegnet, doch mit einem besondern Zuge. Die Ultener hatten der giftigen Beißwürmer schier zu viele und ließen einen Wurmbanner kommen, der nun das bekannte Mittel anwendete, daß er einen Zauberkreis zog und in diesem ein Feuer entzündete, in das nun, seinem Zauber gehorsam, die Würmer von allen Seiten sich stürzten. Auch diesmal kam der fast unüberwindliche, dem Zauberer todbringende Weißwurm, aber der Zauberer hatte das Feuer so lang und so breit gemacht, daß der Wurm dasselbe nicht zu überspringen vermochte, sondern mitten in der Glut zerplatzte. Man hörte den Knall selbst in Meran. Der Wurmbanner trug reichen Lohn davon, nicht nur jenen, den ihm die Ultener gaben, sondern auch die Krone des weißen Wurmkönigs, die so viel wert war, als eine andere Königskrone vom reinsten Golde, welche der Wurmbanner so gütig war an sich zu nehmen und behaglich davonzutragen.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 277.