Der Almgeist von der Buchaualm

Der "wunderbare" Wintergeist von der Buchaualm, wie ihn die Brixentaler nannten, kam jedes Jahr am Thomastag (21. Dezember) in seine Almhütte. Er war ein beliebter Almgeist, denn er hatte den Ruf eines guten Wunderarztes. Böse Mäuler nannten ihn einen vom Teufel abgesandten Hexenmeister. Dies traf natürlich nicht zu, den Menschen und Tieren tat er Gutes. Wer zu ihm kam um Wunderkräutlein erhielt eines, wenn er ihm versprach, über das, was er in der Almhütte gesehen hatte, zu schweigen.

"Schweigst du nicht, so leidest du für mich", sagte er immer, sobald man die Almhütte verließ.

Manchmal kam es vor, daß einer nicht schwieg. Dadurch wurde der Geist von der Buchaualm erlöst, dafür aber der vorlaute Mensch Almgeist und mit den gleichen Wunderkräften ausgestattet.

Quelle: Anton Schipflinger in: Wiener Zeitung für Volkskunde 1937, S. 81 - 83.
aus: Sagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner näheren Umgebung, gesammelt und niedergeschrieben vom Penningberger Volksliteraten Anton Schipflinger, zusammengestellt von Franz Traxler, Innsbruck 1995 (Schlern-Schriften Band 299).