Katzensteine im Unterinntal

Es dürfte gewiß nicht unangebracht sein, einmal etwas über das Thema "Katzensteine" zu schreiben. Obwohl über "die Katzensteine im Unterinntal" keine gedruckten Quellen auffindbar sind und auch die mündliche Überlieferung spärlich ist, so hoffe ich doch, mit meinem Gebotenen dem Heimatforscher irgend etwas erschlossen zu haben. Den größten Teil der hier aufgezeichneten Begebenheiten über die Katzensteine verdanke ich einem alten Senner, der selbst viel auf Sagen und Volksglauben haltet [hält].

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Der Katzenstein beim Kirchanger-Kirchlein

Neben dem Kirchanger-Kirchlein in Kirchberg soll vor zirka dreihundert Jahren (1630) plötzlich ein Stein aus der Eide hervorgewachsen sein und unter Donner und Wetterleuchten dreimal wie eine Katze geschrieen haben.

Lange Zeit mied man diesen Stein und auch den Besuch des Kirchleins. Es ist aber sonderbar, daß dieser Katzenstein schon 1630 "neben" dem Kirchanger-Küchlein aus der Erde hervorkam, da diese Kirchberger Filialkirche erst um 1700* entstanden ist, also siebzig Jahre nach diesem Ereignis. Der Erzähler dieser Begebenheit sagte mir, daß das Jahr 1630 ein schreckliches war.

Man könnte annehmen, jedoch mit Unsicherheit, daß vielleicht schon eine kleine hölzerne Kapelle "dort stand und dieselbe im Jahre 1700** vergrößert wurde. Auch wäre es möglich, daß ein Feldkreuz dort stand, aus dem der Volksmund eine Kapelle formte. Wenn man aber wieder hört, der Stein verschwand nach hundert Jahren wie er gekommen war, so kann er vielleicht später gekommen sein. Auch wäre es möglich, daß man als Dank die Kapelle vergrößerte.

Ueber besondere Ereignisse während dieser hundert Jahre konnte man mir nichts erzählen.

* Vergleiche Dr. M. Mayer: "Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg", 1. Heft, Seite 189.
** Im Jahre 1768 wurde das Kirchanger-Kirchlein vergrößert.

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Der Elsbethener Katzenstein

Fast zur gleichen Zeit wie am Kirchanger entstand der Elsbethener Katzenstein. In einer Sommernacht während eines Gewitters schoß er aus der Erde.

Einige Sagen berichten, daß, wer den Stein berührte, geheime Kräfte erhielt. Jedoch mußte man diese Kräfte ehrlich ausnützen. Wer sie zu dunklen Geschäften brauchte, soll dem Teufel verschrieben gewesen sein. Solche Kräfte wollte sich nun jedermann aneignen; dabei wurden die Leute unzufrieden, neidisch und stolz. Man begann zu wünschen. Da kam ein Unglück über Hopfgarten; der Katzenstein wurde lebendig. Jetzt wollte jedermann seine geheime Kraft wieder hergeben, denn der lebendige Katzenstein kam in der Nacht zu jenen, die ihn zuvor berührten. Wie die Geschichte ausging ist nicht berichtet.

Der Stein soll dreieckig gewesen sein und in der Mitte war ein Katzenkopf eingraviert. - Verschwunden ist der Stein im Jahre 1667.

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Ruine Katzenstein bei Windshausen

Im Volksmund wird der Wachtturm bei Windshausen Katzenstein* geheißen. Nach einer Sage soll in alter Zeit dieser Wachtturm eine Burg gewesen sein. Der Ritter dieser Burg verbrauchte manchmal gar zu viel guten Etschländer Wein; in der Heiligen Nacht trank er hundert (!) Becher. Als er den letzten Tropfen trank, versank die Burg. - Alle sieben Jahre sah man in der Heiligen Nacht eine Katze um den Turm laufen.

Wenn man nun der Ansicht ist, daß doch eine Burg bei Windshausen stand - obwohl die älteste Urkunde von einem Wachtturm spricht und dies im Jahre 1310 -, so wird diese Annahme immerhin irrig sein. Man fragt sich jedoch, woher kommt dann der Name Windshausen? Denn die Urkunden berichten nur vom Wachtturm Windshausen, nicht von einer Ruine Katzenstein. Es kann auch möglich sein, daß der Name von der oben angeführten Sage stammt. Es ist aber sonderbar, wieso hier der Name Katzenstein auftaucht, da von einem Katzenstein nichts berichtet wird. - Vielleicht ist es möglich, durch Nachforschen über die Katzensteine Genaueres zu erfahren.

* Vergleiche: "Die Heimatglocke", Nr. 9, 10, 11.

Quelle: Anton Schipflinger, in: Tiroler Heimatblätter, 1936, Nr. 11, S. 354f