DER VERSCHWUNDENE SOLDAT
Ein Soldat, der in Innsbruck in Garnison lag, schloss ebenfalls mit dem
Teufel einen Kontrakt und hatte infolge dessen immer Geld in Hülle
und Fülle. Sein Kamerad nahm ihn einmal tüchtig aufs Korn und
fragte ihn, woher er denn das viele Geld habe, da er doch von Hause aus
ganz arm sei. Letzterer gab ihm nur eine ausweichende Antwort, indem er
sagte: "Wort nar, wearst schun a Geld kriag'n". Dann lenkte
er das Gespräch auf einen anderen Gegenstand.
Einst standen beide in dunkler Nacht beim Pulverthurm in der Nähe
von Kranebitten auf dem Wachtposten. Es war schon drei Viertel auf zwölf
Uhr und sie mußten bald abgelöst werden. Da hörte der
eine auf einmal seinen reichen Kameraden rufen: "Schnell Jokl, iatz
gait's Geld o!". Einen Augenblick sah der verblüffte Jokl wirklich
einen Haufen strahlenden Goldes vor sich, dann war alles wieder verschwunden.
Von seinem Freunde aber fand er keine Spur mehr, denn die Frist, welche
der Teufel seinem Opfer gewährt hatte, war mit jener Stunde abgelaufen.
Als man den Soldaten fragte, wo denn der M... hingekommen sei, konnte
er nichts anderes sagen, als: "Den hat der Teufel g'holt."
Das "erzherzogliche Lusthaus auf der langen
Wiesen" im Tiergarten,
Sammlung Stadtarchiv Innsbruck
Tiergarten mit zentralem Jagdschloß, dem
seit ca 1800 sogenannten Pulverturm, bei Innsbruck,
Sammlung Stadtarchiv Innsbruck, Ph-8138
Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer
Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von
Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Seite 83