"'s Pfoff'ngrid"
Wanderer, welche zu später Stunde noch die Gerloser Hochstraße passieren, begegnen oft einem wie ein Priester gekleideten Geiste auf feuersprühendem Rosse. Sein Mantel ist mit Gold und herrlichen Karfunkeln besetzt und an seinem Schuhen trägt er goldenen Sporen. Zaum und Zügel des Pferdes sind gleichfalls von Gold und auf der purpurnen Satteldecke glänzen köstliche Edelsteine in allen Farben.
Wer dem Rosse muthig in die Zügel fällt und es eine bestimmte
Zeit lang aufhält, kann alle die Kostbarkeiten, welche sich an Roß
und Reiter befinden, für sich behalten und ist dann alll sein Lebtag
ein reicher Mann. Allein wenn jemand auch den festen Vorsatz hat, das
Pferd nicht zu früh wieder loszulassen, was auch den Schwächsten
möglich wäre, so erschlafft doch bald die Kraft, eine unsagbare
Müdigkeit bemächtigt sich in gleicher Weise des Starken, wie
des Schwachen, und man läßt den ganzen Reichthum noch im letzten
Augenblick fahren. Bis jetzt hat auch noch keiner das Pferd aufzuhalten
vermocht und es zeigt sich noch immer bei Nacht auf dem genannten Wege.
Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 43.