Der Teufel in Grinzens

Mehrere Burschen spielten und zechten eines Sonntags beim Wirt in Grinzens bis spät in die Nacht hinein. Da fiel ihnen schließlich gar noch ein, den Teufel "auszukarten". Es sollte nämlich derjenige von ihnen, welcher zuletzt zur Thüre hinausgehen müsse, dem "grünen Jäger" gehören. Als sie im eifrigsten Spiel begriffen waren, gieng die Thüre auf und der leibhaftige Satan trat herein. Ohneweiters setzte er sich hinter den Ofen und schaute mit feurigen Augen zu den Burschen hinüber. Diesen war nun alle Lust am Spielen vergangen, ja sie getrauten sich kaum mehr, ein Glied zu rühren. Der Wirt, welcher die verzweifelte Lage der Burschen sah, schickte schnell zum Seelsorger nach Axams. Letzterer war auch sogleich bereit, ihnen zu helfen. Mit dem Hochwürdigsten Gute in den Händen betrat er die Gaststube, hieß alle Anwesenden hinausgehen und verließ dann selbst rücklings das Zimmer. Jetzt war unser Herr der letzte und der Teufel konnte daher niemandem etwas anhaben. Es folgte aber noch viel Mühe, bis der Satan die Stube räumte.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 74.