Der Teufel holt einen Knecht

Auf der sonnigen Berghalde oberhalb Mutters stehen drei stattliche Bauernhäuser, die Nockhöfe. In einem derselben war ein Knecht angestellt, dem es derart nach Geld gelüstete, daß er sich dem Teufel verschrieb. Nun war er Sonntags immer kreuzfidel beim Wirt unten in Mutters und konnte zechen und spielen, so lange er wollte. Einmal aber saß er traurig und schweigsam am Tische, und seine Kameraden konnten sich diese Niedergeschlagenheit gar nicht erklären. Da wollte zufällig das kleine Söhnlein des Wirtes hinter den Ofen steigen, fuhr aber entsetzt zurück und rief: "Voter, Voter, wos hockt denn do fir a schiacher Loter hint'n?" Alles sprang von den Bänken auf. Dem Knechte lief der Angstschweiß bei der "Kui" zusammen und er stöhnte: "Iatz hot er mir, der Tuifl". Richtig, da saß der leibhaftige "Blauhiatler" hinter dem Ofen und man wußte nun auch, auf wen er's abgesehen hatte. Einige Burschen faßten daher den Knecht bei den Armen und führten ihn in den Widum. Die Geistlichen hießen ihn in eine "Weihwasserbrent'n" hineinzusteigen und darin eine Stunde zu bleiben. Während der ganzen Zeit holten sie die Monstranz über seinen Kopf. Vorläufig war nun der Knecht gerettet. Als sein Dienstgeber aber die Geschichte erfuhr, zahlte er demselben sofort seinen Lohn aus, denn er wollte keinen solchen Menschen unter seinem Dache haben. Der Knecht suchte darauf Dienst im Sellrain, wo er eines Tages spurlos verschwand; der Teufel hatte ihn also doch noch erwischt.*)
*) Vgl. Zingerle, Sagen aus Tirol, Nr. 814

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 69.