Die Teufelsmühle

1.

Ein Bauer hätte sich gerne auf dem Mittelgebirge bei Aldrans eine Mühle gebaut. Da es ihm aber am nöthigen Gelde fehlte, probierte er, ob sich vielleicht mit dem Teufel ein Geschäftchen machen ließe. Dieser war gerne bereit, dem Manne die Mühle herzustellen, wenn er ihm nach einigen Jahren seine Seele überlasse. Doch der Bauer machte auch seine Bedingungen; sie müsse nämlich in einer einzigen Nacht erbaut werden, und alles fix und fertig sein, wenn der erste Hahnenschrei ertöne. Obwohl dies ein hübsches Stück Arbeit war, nahm es doch der Teufel willig auf sich und gieng gleich in der nächsten Nacht ans Werk. Gegen drei Uhr morgens war schon die ganze Mühle ausgebaut und eingerichtet, nur ein Mühlstein lag noch im Thale unten. Diesen mußte er noch schleunig heraufbefördern, denn die Minuten waren gezählte. Wie er ihn nun mit unsäglicher Mühe auf die Höhe gebracht hatte, bezeichnete ein fernes "Kikeriki" das Ende des Termins. Der Bauer gab jetzt dem Mühlstein einen Stoß, daß er in mächtigen Sätzen zu Thal kollerte. Der Teufel aber rannte ihm in tollen Sprüngen nach und wurde vom Bauer noch tüchtig ausgelacht. Unten aber zerschlug der Böse den Stein in seine Wuth zu tausend Stücklein.

Die Mühle steht hetz noch zwischen Aldrans und Rinn in lieblicher Waldeinsamkeit. Sie zeigt das Bildnis des so oft geprellten Teufels, und man nennt sie die Teufelsmühle.

2.

Ein Müller von dieser Teufelsmühle hatte sich einst schwer versündigt. Da kam der Satan in Gestalt eines Bauern zu ihm, brachte demselben einen halben Staar Roggen und erklärte, wenn aus diesem nicht binnen drei Tagen einen ganzen machen könne, so gehöre er mit Leib und Seele der Hölle. Wunder wirken konnte der Müller nicht und er befand sich nun in großer Herzensangst. Da kam ihm noch rechtzeitig ein rettender Gedanke. Er schrieb an das Muttergottesbildnis bei der Wegscheide in de Nähe des Stockeranwesens die Worte:

"Hier dürft ihr nicht geh'n, dort müßt ihr geh'n,
Nein, dort dürft ihr nicht geh'n, hier müßt ihr geh'n!"

Wie nun der Teufel am bestimmten Tage auf dem Wege zur Mühle zu diesem Bildstöckl kam und jene Worte las, kannte er sich wirklich nicht mehr aus, welchen Weg er denn eigentlich einschlagen sollte und mußte der Macht des Muttergottesbildes weichen.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 86.