Die drei Unfugstifter

Im Pusterthal waten einmal drei recht liederliche Bauernbursch, denen nächtliche Spectakel und Bubenstreichen zur Lebensaufgabe geworden zu sein schienen. Sie waren der Schrecken des ganzen Dorfes, und wo es einen Unfug anzurichten galt, waren sie gewiß bei der Hand.

Einst kehrten die drei in stark angeheiterter Stimmung gegen Mitternacht von einem benachbarten Dorfe in ihren Heimatort zurück. Einer aber konnte den beiden andern nicht mehr recht folgen und blieb nach und nach ein gutes Stück weit hinter ihnen zurück. Da erblickten die zwei Vorausgehenden drei Pferde auf der Wiese und dachten sich gleich, diese Reitgelegenheit dürfe man nicht ungenützt lassen. Dennoch kamen ihnen die Gäule etwas verdächtig vor. Behutsam näherten sie sich ihnen und befühlten dieselben, ob sie wohl auch Rippen hätten. Doch o Graus! Der Rücken war hohl und sie zogen es vor, sich schnell aus deren unheilvoller Nähe zu entfernen und den Weg zu Fuß fortzusetzen. Der Nachzügler aber schwang sich ohne viel zu überlegen auf das nächste Roß. Dieses rannte jedoch wie der losgelassene Satan mit ihm durch Wiesen und Felder, und helles Feuer sprühte aus seinen Nüstern. Der Bursche hielt sich nun für verloren, betete aber doch wieder einmal rechtinständig zur Mutter Gottes. Da warf ihn das Pferd ab, gerade in einen Dornstrauch hinein, aus dem er sich nur langsam und ganz zerkratzt herausarbeiten konnte.

Eines Abends saßen die Kumpane in einer Wirtsstube beisammen und führten selbstverständlich nicht die saubersten reden, als sie plötzlich etwas vom Estrich über die Stiegen herabkollern hörten. Verwundert sprangen sie von ihren Sitzen auf, da rollte auch schon ein kohlschwarzes "Panzl" von der Gestalt eines Eies zur Thüre herein und fuhr auf dem Stubenboden, den Bänken und Tischen wie wüthend herum. Eiligst flüchteten sich die drei Zecher auf den Ofen. Von dort aus konnten sie dem Treibendes Spukes ruhig zusehen. Der Pfiffigste aber langte mit einem Stecken ins Weihwasser und bespritze das schwarze Fäßchen damit. Das konnte es nicht lange ertragen und retirierte wieder zur Thüre hinaus.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 83.